Samstag mittag, der Regen hört auf, die Temperatur bewegt sich irgendwo zwischen 6 und 9 Grad und das bisschen Wind hält mich jetzt auch nicht davon ab, eine kleine (36km) Radtour durch Berlins Nordwesten zu starten, wo ich einen am Wasser entlang führenden Weg gefunden habe, der von Spandau bis Mitte reicht.
Ich starte am S Spandau und nach etwa einer Minute Fahrt befinde ich mich bereits auf der von Autos getrennten Trasse am Wasser.
Der Wind mit Böen bis zu 100Kmh wird hier am Wasser tatsächlich sehr spürbar. Teilweise gibt es hier auch Abbruchhäuser, deren Müll durch die Gegend geweht wird. Ihr erinnert euch alle an die Trümmer bei Gravity? So ist das dann.
Man fährt hier übrigens in gerader Linie zur Startbahn vom Flughafen Tegel. Die Tour ist folglich auch für FDP-Wähler geeignet, die erleben möchte, was sie der Stadt antun. Diese sollten dann für das komplette Erlebnis allerdings um 5:30 in Spandau starten.
Nach der Wasserstadtbrücke geht es auf den Schiffahrtskanal und hier wird es mit dem Weg durch Kleingartenanlagen und dann kilometerlang direkt am Wasser entlang wirklich angenehm:
Nach etwa sieben Kilometern fährt man an alten Mauerresten vorbei:
Es folgt der Bereich Wedding/Mitte, in dem es deutlich touristischer wird:
In Mitte wird auf die südliche Wasserseite gewechselt und damit auch in den etwas weniger hübschen Teil der Route, denn die Wege am Wasser sind hier brüchig und immer wieder muss ausgewichen werden, was dann gerne Kopfsteinpflaster bedeutet. Manche Strecken sind wg. Baumaßnahmen komplett gesperrt. Die offiziellen Berliner Radrouten werden in solchen Fällen natürlich nicht umgeleitet. So etwas sollte sich Berlin mal für den Autoverkehr leisten… Die Wege sind hier auch von gemischter Qualität: Teer, Steinchen und Erde (Schlamm) wechseln sich ab. Bis zum S Jungernheide kommt man aber immer noch gut voran und im Schlosspark Charlottenburg kann man sich sicherlich auch länger aufhalten.
Anschließend muss man allerdings 3,5 Kilometer durch brüchige Kleingartenanlagen mit verschlammten Wegen und Sperrmüllablagerungen fahren. Spaß sieht anders aus und auch die klassischen Westberliner Brückenunterführungen (90cm breit, mehrere 90-Grad-Kurven) sind nicht wirklich für Radfahrer geeignet. Dafür gibt es aber einen Blick auf die Reste der Siemensbahn und die Brücke, die zum S Wernerwerk geführt hatte.
Am Ende dieses Weges steht die Entscheidung, entweder die Ruhlebener Straße entlang zu fahren oder die Freiheit, um wieder zum S Spandau zu kommen. Wasserwege gibt es hier keine mehr, da das alles ein altes Industriegebiet ist. Ich entscheide mich für die Ruhlebener Straße und lande in klassisch Westberliner Verkehrsplanung: 8-spurige Hauptstraße, desolate Pflichtradwege und eine Baustellenhölle. Das wird erst wieder erträglich, als ich einen Kilometer vor dem Ziel bin, wo ich mich bei Florida-Eis belohne.