Für die Ortsunkundigen: Die Monumentenbrücke ist Teil des Berlin-Leipzig-Radwegs und Teil der einzigen durchgängigen Süd-Mitte-Verbindung für Radfahrer, die es in Berlin gibt. Dementsprechend stark frequentiert ist diese Strecke von Radfahrern. Der Radweg wird links und rechts neben Bahngleisen geführt. Man muss die Monumentenbrücke kreuzen, um vom Radweg links (nach Süden) auf den Radweg rechts (nach Norden) zu gelangen. Die Monumentenbrücke ist eine vierspurige Straße. Um gegen Schwarzparker vorzugehen (oder doch als Kunstprojekt?) sind 30% des Gehwegs durch Betoniglus in der Nutzung eingeschränkt.
Dort geschah bislang folgendes:
Zur Eröffnung des linken Radwegs befanden sich auf der Brücke keine Fahrspurmarkierungen. Links und rechts wurde geparkt. Etwa 1,5 Fahrspuren waren in der Mitte übrig.
Radfahrer, die von Norden nach Süden fuhren, haben meist den südlichen Gehweg verwendet, da sie nicht 2x den Verkehr kreuzen wollten. Rechts auf der Brücke endete die von unten kommende Rampe auf dem Gehweg vor einem Gitter. Radfahrer mussten also absteigen, zur Straße schieben und dort auf eine Ampellücke warten (es gibt dort keine Ampel für Radfahrer oder Fußgänger), dann auf der Straße nach links fahren, mitten im Verkehr anhalten und auf die rechte Rampe zum südlichen Radweg einscheren (das geht legal, hier wurde eine Ausfahrt gebaut). Ergebnis: Fast alle Radfahrer fahren auf dem südlichen Gehweg.
Radfahrer, die von Süden nach Norden fahren, müssen auf die Straße fahren, dann am rechten Ende der Brücke an der Ampel warten, zwei Meter hinter der Ampel auf den Bürgersteig wechseln und das Fahrrad bis zur Rampe nach unten schieben. Ergebnis: Fast alle Radfahrer fahren auf dem südlichen Gehweg.
Im Frühjahr wurden Schutzstreifen eingerichtet. Die nördliche Parkspur wurde abgeschafft und es wurden Fahrbahnmarkierungen geschaffen. Von Norden nach Süden somit: Schutzstreifen, Fahrbahn, Fahrbahn, Schutzstreifen, Parken. Da auf der Brücke eigentlich kein Platz für parkende Autos und Radfahrer ist können Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden. Weder können Autos zu Radfahrern noch Radfahrer zum ruhenden Verkehrs 1,5 Meter Abstand einhalten. Außerdem wurde links der Brücke eine Verkehrsinsel eingerichtet, damit Radfahrer besser auf die nach Süden führende Rampe abbiegen können. Ergebnis: Fast alle Radfahrer fahren auf dem südlichen Gehweg.
Im Sommer wurde die Fahrbahn saniert und die Bodenmalereien stabiler angebracht. Die Betoniglus wurden dabei ebenfalls abgebaut.
Das Ergebnis nach der Sanierung: Alles ist wie zuvor. Es ist gewünscht, dass Radfahrer 2x den Verkehr queren müssen und es gibt nach wie vor keine legale Möglichkeit, die nach Norden führende Rampe zu erreichen, ohne absteigen und schieben zu müssen. Von dieser Rampe den nördlichen Schutzstreifen zu erreichen ist weiterhin nur schwer möglich.
Das naheliegende Ergebnis: Fast alle Radfahrer werden weiterhin auf dem südlichen Gehweg fahren.
Dabei muss man jetzt nicht sonderlich lange darüber nachdenken, wie man die Situation hier verbessern könnte:
- Betoniglus auf dem südlichen Gehweg entfernen und diesen für Radfahrer in beide Richtungen freigeben (während der Bauarbeiten war der nörliche Gehweg für Radfahrer und Fußgänger in beide Richtungen freigegeben - klappt also!).
- Südliche Parkspur entfernen und dort den südlichen Fußweg verbreitern.
- Nördlichen Schutzstreifen beibehalten.
Was hätte es für eine idealere Zeit geben können, als eine komplette Sanierung der Fahrbahn im Sommer 2016? Stattdessen wurde die Autoinfrastruktur saniert und die Fahrradinfrastruktur komplett ignoriert.
Die bislang an der Monumentenbrücke durchgeführten Arbeiten fasst der Bezirk allerdings mit den Worten "Mehr Komfort für Radfahrende" zusammen. Besserung ist also nicht zu erwarten.
Update: Die ursprüngliche Planung für die Monumentenbrücke sah anders aus. Nicht wirklich toll, aber zumindest befahrbar.
Offenbar ist die BVV für die Planänderung verantwortlich. Ich habe die BVV und die dortige Grünen-Fraktion angefragt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider war ich nicht in der Lage, entsprechende Protokolle zu finden und wende mich somit mit diesen Fragen direkt an Sie. Angeblich wurde die ursprünglich geplante Fahrbahnmarkierung auf der Monumentenbrücke durch eine BVV-Entscheidung dahingehend geändert, dass die Parkspur auf der Südseite verbleibt. Daraus ergeben sich einige negative Abhängigkeiten zu den anderen ursprünglichen Planungen auf der Brücke, deren Ausführungsmöglichkeiten unklar sind.
Weshalb befindet sich die Parkspur jetzt auf der Südseite der Brücke?
Wie soll der Schutzstreifen der Südseite unterbrechungsfrei auf die östliche Rampe des Fernradwegs geführt werden, wenn er jetzt einfach mitten auf der Brücke endet?
Wie sollen Radfahrer vom nördlichen Schutzstreifen begegnungsfrei die Abbiegeinsel erreichen, wenn die nördliche Parkspur entfällt, die exakt dafür gedacht war, dass der Schutzstreifen in gerader Linie direkt bis neben die Abbiegeinsel geführt wird?
Wie soll verhindert werden, dass Falschparker Beginn und Ende des Schutzstreifens der Südseite blockieren? Da die Parkspur nur einen Teil der Gesamtfläche belegt ist es wahrscheinlich, dass sowohl Schutzstreifen an der Westseite als auch die Geradeaus-Fahrspur an der Ostseite dauerhaft von Falschparkern blockiert sein werden. Dies war in den vergangenen Monaten mit der provisorischen Fahrbahnmarkierung bereits täglich der Fall.
Soll Südseite (gemäß des Gutachtens):
- Gehweg
- Radfahrstreifen, in gerader Linie über die komplette Brücke geführt bis zur Rampe Richtung Gleisdreieck
- KFZ-Fahrstreifen Richtung Osten
Ist Südseite (nach BVV-Änderungen):
- Gehweg
- Längsparken
- Angebotsstreifen Richtung Gleisdreieck, endend in der Mitte der Geradeaus- und Abbiege-Spur vor der Ampel, ansonsten im Türöffnungsbereich geführt
- KFZ-Fahrstreifen Richtung Osten
Soll Nordseite (gemäß des Gutachtens):
- Gehweg
- Längsparken Norden
- Angebotsstreifen Richtung Leipzig, im Türöffnungsbereich geführt, in gerader Linie bis zur Abbiegeinsel geführt
- KFZ-Fahrstreifen Richtung Westen
Ist Nordseite (nach BVV-Änderungen):
- Gehweg
- Angebotsstreifen in Richtung Leipzig, Abbiegeinsel nur durch Querung des geradeaus fahrenden Verkehrs erreichbar, da jetzt direkt am Gehweg angebracht.
- KFZ-Fahrstreifen Richtung Westen
Freundliche Grüße,
Oliver Kurlvink