Keine Website hat auf meine letztjährige Frage geantwortet, wieviel Geld sie pro Monat durch Werbung an einem Besucher verdient.
Der Golem schreibt aktuell über einen erfolglosen Flattr-Versuch und vergleicht ungenannte Werbeeinnahmen von 1,5 Millionen Unique Visits pro Monat mit 906€ Werbeeinnahmen von 460 Flattr-Nutzern - was immerhin durchschnittlich 66 Eurocent pro Flattr-Nutzer und Monat sind. Äpfel? Birnen? Auch hier wäre es interessant zu wissen, wieviele wiederkehrende Besucher Golem pro Monat hat, damit das überhaupt ansatzweise vergleichbar wird. Oder wie wäre es, die Flattr-Einnahmen der Artikel mit den Werbeeinnahmen derselben Artikel zu vergleichen? Oder tatsächlich über die Kosten zu sprechen? Alles unnötig, denn das Fazit ist natürlich:
"Eine Alternative zu herkömmlichen Werbeeinnahmen ist der Mikrozahlungsdienstleister nicht."
Werfen wir einen getrübten Milchmädchenblick in die Golem-Werbepreisliste und kommen bei 185.000 Ad-Impressions für 11.535€ an - also 6 Eurocent pro AI. Würde ich Mo-Fr täglich 6 Golem-Seiten lesen, so erzeuge ich 24 AIs, also 1,44€ Werbeeinnahmen.
Oder anders ausgedrückt:
Werbung | Flattr |
---|---|
100% | 46% |
1,44€ | 0,66€ |
Das nahezu unbekannte Opt-In-System Flattr kann also 46% der Einnahmen eines Besuchers erwirtschaften, die sonst das Zwangssystem Werbung für diesen Besucher erwirtschaftet. Ich finde das grandios!
Das Koordinatensystem von Golem betrachtet aber nicht die finanzielle Leistung, sondern die Anzahl von Flattrs: "0,03 Prozent aller Besucher in diesem Zeitraum haben unsere Beiträge geflattert". Tja. Nur 0,03%. Verdammt…
Das Beispiel bei Golem zeigt: Da geht noch etwas. Wenn irgendein merkwürdiges System wie Flattr es schafft, bei knapp 50% der Werbeeinnahmen anzukommen, dann ist das ein gutes Zeichen.
Kommt, einigen wir uns auf 3€ pro Monat, also den Einnahmen, die ich durch Werbung erzeugen würde! Die zahle ich jeder Seite, die ich regelmäßig besuche. Dafür erhalte ich dann dort keine Werbung mehr. Deal?
Diese Überlegungen sind auch dem Golem nicht völlig fremd: "Mehr als 17 Prozent unserer Nutzer wären bereit, für eine werbefreie Version 1 Euro und mehr pro Woche zu bezahlen" durfte man vor sieben Monaten lesen. Geschehen ist seitdem das flattr-Experiment, ein eher undankbarer Testballon, denn bei flattr ist die Höhe des Betrags, den eine Website erhält, nicht direkt steuerbar. Wer 5€ einzahlt und nur eine Seite besucht, der gibt dieser Seite 5€. Wer dagegen zehn Seiten besucht gibt jeder Seite nur 50 Cent. Ob absichtlich oder versehentlich bei Golem "nur" 66 Cent angekommen sind kann deshalb nur spekuliert werden.
Somit bleibt alles weiterhin im Vagen: Werbung nervt. Die Seiten bestehen auf Werbung. Immerhin verspricht Golem für die Zukunft Besserung: Sie arbeiten an einem Bezahl-System.