Letztens saß ich mit einer jungen Lehrerin am Tisch und unser Gespräch verlagerte sich auf die Mediennutzung von Teenagern. Was folgte erschreckte mich zutiefst, denn ich bin bislang nicht davon ausgegangen, dass die Situation so schlimm ist.
Ich habe 1996 Abi gemacht, hatte den ersten Rechner mit 11, bin seit 1990 online - Mailboxen, Fidonet, Internet - und programmiere seit Anfang der 90er. Einige aus meiner damaligen Klasse gingen einen ähnlichen Weg, viele aber nicht. Handys waren nicht präsent. Das höchste der Gefühle waren tragbare CD-Player.
Heute sieht das freilich anders aus, Smartphones gehören zu Statussymbolen und werden in immer jüngeren Jahren verwendet. Facebook, Whatsapp & Co gehören zum guten Ton, wenn man dazu gehören möchte.
Aus dem Gespräch habe ich folgendes mitgenommen:
- Die Google-Suchmaschine wird als "das Internet" betrachtet. Dass Google nur eine Suchmaschine ist und es noch andere Suchmaschinen gibt ist nicht bekannt und interessiert die Schüler auch nicht.
- Auf die Frage, wer persönliche Daten im Internet preis gibt, meldet sich niemand. Die Rückfrage "und was ist mit Facebook, Twitter, Whatsapp…?" erntete immer größere Augen. Ergo: Dienste werden nicht als Bestandteil des Internets betrachtet, sondern als geschlossene Applikationen.
- Beides zusammen bedeutet, dass die grundsätzliche technische, soziale und gesellschaftliche Idee des Internets nicht mehr bekannt ist. Es gibt nur noch einzelne (kommerzielle) Dienstleister. Netzneutralität ist da folgerichtig auch kein Thema, denn es wird sich nur im Rahmen der Angebote dieser Dienstleister bewegt und nicht im Internet.
- Es ist gänzlich unbekannt, dass die abgegebenen Informationen nicht privat sind. Es rangiert bei den Schülern die übliche "Ich habe nichts zu verbergen"-Mentalität.
- Szenarien wie den zukünftigen Chef, der Saufbilder findet, sind so weit von der wahrgenommenen Realität entfernt, dass sie als Problem nicht greifen.
- Eltern sind entweder vollkommen Internet-feindlich oder ihnen ist alles vollkommen egal.
Das Ergebnis dürfte eine weitgehend verlorene Generation sein, die in wenigen Jahren die Zukunft für die Nutzung des Internets formulieren wird, z.B. in der Politik.
Siehe auch: Kids Can't Use Computers... And This Is Why It Should Worry You