Da ich nicht wusste, ob wir nach dem Stummfilmkonzert in der Passionskirche noch etwas unternehmen wollte ich nicht mein eigenes Fahrrad mitnehmen. Für die knapp 4 Kilometer bot sich demnach ein Test des neues Lidl-Bikes an.
Am Südkreuz befindet sich eine feste Station. Die Entleihe klappt schnell und problemlos: In der App die Radnummer auswählen, bestätigen, anschließend am Bike den vierstelligen Freistellcode eintippen und den Knopf am Schloss drücken. Früher musste man noch umständlich das lange Kabelschloss verstauen, jetzt ist das Schloss integriert. Der Sattel lässt sich dank Schnellspanner schnell einstellen und schon kann es los gehen.
Das Rad fährt sich angenehm lautlos. Die Kette ist geschützt, sodass auch eine etwas weitere Hose nicht schmutzig wird. Die Schaltung wird mit einem Drehgriff am Lenker bedient, was angenehm einfach funktioniert. Etwas störend: Der Schnellspanner für den Sattel ist so groß, dass ich mein rechtes Bein nicht austrecken kann, da ansonsten mein Oberschenkel anstößt. Außerdem rasselt die Klingel bei jeder Erschütterung und die Bremsen sind sehr weich. Das mag für Gelegenheitsfahrer gut sein, aber ich komme mit diesen Bremsen mehr als einen Meter später zum Stehen als mit meinem normalen Fahrrad (bei einer Geschwindigkeit von unter 20 Kmh!).
Da es dunkel ist ist das auch ein Test für die Nachtfahrt. Die Beleuchtung geht beim Fahren automatisch an. Hinten gibt es ein helles Rücklicht und Vorne so etwas wie eine sehr kleine Funzel (Video):
Ich bezweifle, dass das StVO-konform ist:
Damit ein Fahrradscheinwerfer eine Zulassung entsprechend der Straßenverkehrszulassungsordnung in Deutschland erlangt, muss die Beleuchtungsstärke im Kernausleuchtungsbereich in 10m Entfernung mindestens 10 Lux betragen
Diese Lampe leuchtet niemals zehn Meter weit.
Die Rückgabe funktioniert anschließend problemlos: Schloss an einem Hebel nach unten schieben und am Display angeben, ob man eine Pause macht oder fertig ist.
Bei der Rückfahrt kommt mir entgegen, dass die Lidl-Bikes nicht stationsgebunden sind. Zehn Meter neben der Passionskirche steht ein freies Lidl-Bike herum und ich kann direkt los fahren. Die Frontbeleuchtung ist gleich schlecht und die Bremsen noch etwas wackliger: Wenn ich anhalte und die Bremsen komplett drücke, kann ich das Rad mehrere Zentimeter nach Vorne und Hinten bewegen.
Fazit: Einfaches System, flexibel durch keine Stationspflicht, Beleuchtung schlecht, Bremsen zu weich. Dass ich bei zwei Bikes sechs Tage nach Start des Systems kleine Mängel finde macht mir außerdem etwas Angst.