Im März 2018 ging es für zehn Tage durch Deutschland und die Niederlande. Start war Bielefeld, dann ging es den Emsradweg hoch bis zur alten Transrapidstrecke und anschließend weiter nach Amsterdam. Drehnte und die Gebiete nördlich von Kampen werde ich sicherlich erneut besuchen, da sie landschaftlich sehr beeindruckend sind.
Auf nach Amsterdam
Die kompletten Strecken und viele Bilder verbergen sich hinter den folgenden Collagen.
Die erste Etappe hätte ich mir sparen können. Wirklich hübsch wurde es erst ab Tag 2, wobei hier tatsächlich die Baustelle zum "Kanal auf Stelzen" faszinierend war, bei dem riesige Wannen, in denen später einmal die Schiffe fahren werden, aufgebaut wurden.
Ab Tag 3 befand ich mich dann konstant auf separaten Trassen und ich konnte genüsslich die Landschaft genießen. Alleine. Denn meist war hier stundenlang niemand. Der Tag begann zwar bitterkalt bei feuchten 1 Grad Celsius, wurde dann allerdings mit knapp zehn Grad angenehm sonnig und führte teils über alte Bahntrassen entlang. Tag 3 war dann auch der Tag, an dem mein Körper sich an die Tour gewöhnt hatte. Am Abend von Tag zwar war ich sehr sehr durch. Dann folgte Tag 3: Kalt, feucht, die bislang längste Etappe und es war wunderbar. Ich bin diesmal einfach etwas langsamer gefahren, habe häufiger Pausen gemacht und mittags eine Pizza eingeschoben. Perfekt.
Dann kam Tag 4. Endlich: Der Transrapid-Tag. Durch den Wald nähere ich mich der Strecke der früheren Zukunftstechnologie und dann, hinter einen kleinen Kurve, steht auf einmal die Transrapid-Strecke einfach so herum. Und diese ist endlos lang. Auf den Karten sieht die in die Landschaft gestellt "Acht" gar nicht so groß aus, wenn man aber kilometerlang an ihr entlang fährt und dabei nur die kleine Krümmung der kleinen Kurve entlang fährt wird einem die Größe der Anlage bewusst! Der Radweg führt direkt an der Trasse entlang. Man kann also in Ruhe die spannenden Weichen bewundern, bei denen die komplette Trasse auf das andere Gleis geschwenkt wurde. Anschließend folgt der Wechsel in die Niederlande und ich komme zum ersten Mal mit der dortigen Infrastruktur – Separierung – in Kontakt.
Der fünfte Tag ist, durch die Lage der Hotels bedingt, der kürzeste Tag und so fahre ich an meinem Geburtstag nur 50 Kilometer durch eine noch triste Heidelandschaft. Die Belohnung wartet an Tag 6: Ich kämpfe mich durch kräftigen Gegenwind in grandioser Landschaft meinem Ruhetag entgegen, wobei Ruhetag etwas übertrieben ist, da ich stundenlang durch das Walibi Holland stapfen und Achterbahnen fahren werde.
Die "grandiose Landschaft" ist übrigens eine Ansammlung riesiger Seen (oder kleiner Meere), die entstanden, als die Niederlande in einem riesigem Projekt Landmasse erzeugt haben.
Tag 7 ist dann mein Abschlusstag: Es geht nach Amsterdam. Ich habe mich für einen kleinen Weg am Kanal entlang entschieden, um den letzten Tag entspannt ausklingen zu können.
Radinfrastruktur
Ich bin folglich einmal quer durch eines der Vorzeigefahrradländer gefahren. Mein Eindruck: Die Niederländer machen vieles gut und richtig. Amsterdam ist natürlich das Vorzeigebeispiel: Unfassbar breite Radwege, schnell befahrbare Kreuzungen, Radverkehr hat meist Vorrang, Baustellen bekommen echte Umfahrungen in fast gleichrangiger Qualität. Ich bin noch nie so schnell und entspannt durch eine größere Stadt gekommen! Ich habe Autoverkehr an keiner Stelle bewusst wahr genommen. Einfach nur beeindruckend!
Östlich von Amsterdam, im ländlichen Bereich, ist die Infrastruktur anders aufgestellt: Die kleineren Städte sind entweder komplette Tempo-30-Zonen (große Schilder am Ortseingang, rote Steine als Fahrbahnbelag, Bremshügel) oder separieren den Radverkehr an Kreuzungen und Kreisverkehren kurz aus. Der Radverkehr wird hierbei ausgebremst, ist nicht bevorrechtigt und somit – im Gegensatz zu Amsterdam – benachteiligt. Almere versucht es noch einmal anders und fährt für Radelnde eine komplett separate Verkehrsführung auf. Radwege haben hier also nichts mit dem Straßenverlauf zu tun. Das Ergebnis ist entspanntes Radeln, gemischt mit Wut und Verwirrung, weil man ständig die Orientierung verliert.
In seltenen Fällen gibt es außerorts Schutzstreifen auf stärker befahrenen Straßen, bei denen ich mit etwa 80cm Abstand mit T70 überholt wurde, als wäre ich gar nicht vorhanden. Zwischen den Orten existieren aber meist straßenbegleitende Radwege oder das landesweite (!) Radroutensystem verwendet kaum befahrene Straßen mit. Hier fühlte ich mich sehr an Brandenburg erinnert: Nicht nur ist die Streckenführung vergleichbar, auch das Knotenpunktsystem hat sich Brandenburg ausgeliehen.
Der bevorzugte Belag ist in den Niederlanden eine mit kaum merklichen Fugen aneinander gelegte Betonplatte, gefolgt von Asphalt. Selten traf ich auf die in Deutschland so beliebten kleinen und immer leicht losen Steinplatten.
Aber auch Deutschland soll hier nicht zu schlecht weg kommen: Der Emsradweg ist gut ausgebaut, die Radroute durch die Transrapidstrecke beeindruckend und die Autofahrer von Bielefeld bis Lathen waren geradezu grotesk radelfreundlich.
Kurz zum Gepäck
Mit 110,5Kg bin ich vergleichsweise schwer. Mein Rad kann zwar 140Kg transportieren, aber mit 16Kg Fahrrad, 1,4Kg Schloss und 3Kg Getränken bleiben da nur 9,1Kg für alles andere übrig.
Direkt am Körper:
- 1x Fahrradhelm (230g)
- 1x Unterhelmmütze (40g)
- 1x Sonnenbrille (25g)
- 1x Windstopperhandschuhe (50g)
- 1x Schlaufenschal (50g)
- 1x kurze Unterhose (50g)
- 1x Sommersocken (25g)
- 1x lange Hose (360g)
- 1x normales Merino-Shirt (130g)
- 1x Softshell-Jacke (560g)
- 1x Schuhe (2x500g)
-> 2520 Gramm
Gepäck (grauer Packsack):
- 1x Sommersocken (25g)
- 1x Herbstsocken (50g)
- 1x kurze Unterhose (50g)
- 1x Wintermütze (65g)
- 1x langärmliges Kompressionsshirt (230g)
- Packsack (55g)
-> 475 g
Gepäck (orangener Packsack):
- 1x Fleece-Pullover (300g)
- 1x gefütterte Softshellhose (550g)
- Winterhandschuhe (135g)
- Packsack (55g)
-> 1040 g
Gepäck für Regen (gelber Packsack):
- 1x Regenkleidung (Jacke, Hose, Überzieher), Packsack
-> 1080g
Sonstiges Gepäck:
- 1x Rucksack (50g)
- 1x Kosmetiktasche, Tabletten, Wundspray (400g)
- 40x Kontaktlinsen (95g)
- 1x Brille und Hardcase (140g)
- 1x Waschmittel (140g)
- 1x Erste Hilfe-Set (125g)
- 1x 10.000er Powerbank, Netzteil und passende Kabel, iPhone, iPhone-Hülle (500g)
- Kopfhörer (15g)
- Garmin vívosmart + Kabel (50g)
- Werkzeug, Flickzeug, Lappen, Messer, Spork (450g)
- 1 Ersatzschlauch, Handschuhe, Case, Reifenheber (320g)
- Luftpumpe (150g)
- Große Haarbürste (80g)
- 4 Powerride-Riegel (130g)
- Badehose (70g)
- Regenschirm (230g)
-> 2495g
Das ergibt insgesamt mit 1,68Kg Ortlieb-Taschen eine Überladung von knapp 200 Gramm, zzgl. etwas Gewicht für Essen. Das Fahrrad kam damit aber wunderbar klar, was sicherlich auch am guten Fahrbelag lag.
Optimierungsmöglichkeiten
Keine außer an mir selbst. Ich habe zwar die folgende Kleidung wetterbedingt nicht getragen und auch kein Werkzeug oder die Luftpumpe benötigt, das sind aber keine Dinge, die man Zuhause lässt.
- 1x Herbstsocken (50g)
- 1x Wintermütze (65g)
- 1x Fleece-Pullover (300g)
- Badehose (70g)