Der dritte Tourtag soll mich von Laufenburg nach Luzern an den Vierwaldstättersee bringen.
Ich schlafe beschissen. Türen werden geknallt, es ist kochend heiß und irgendeine Mücke isst mich auf. Gegen 4 komme ich auf die Idee, mich mit Insektenspray einzusprühen. Als Ergebnis lässt mich die Mücke in Ruhe, dafür rieche ich nach Zitrone und alles brennt leicht 🙄. Alle 15 Minuten macht die Turmuhr BIM. Entsprechend gerädert wache ich auf. Schlechte Vorraussetzungen für die bislang anstrengendste Fahrt: 81Km nach Luzern, über zwei Berge bei Frick. Zumindest sind das aus Berliner Perspektive Berge 😃.
Und der erste schafft mich total: Im kleinsten Gang stolpere ich die ersten 150 Meter hoch und komme völlig verschwitzt an. Die Suppe läuft mir in die Augen. Anschließend geht es die 150 Meter wieder runter, was mehr Spaß macht 😂. Dennoch: Das geht ja gar nicht. Und das waren nur ein paar Meter. Wie soll das denn noch werden?
Nach Frick kommt der zweite Berg, der auf 621 Meter hoch geht, wovon etwa 300 zu fahren sind. Die Steigungen bis 5% merke ich kaum, aber die bis 9% sind eine Quälerei. Irgendwann bin ich oben und ruhe mich einige Minuten lang in der Bushaltestelle aus. Das Wichtigste: Geschafft!
Dann geht es runter. Mein Rad liegt trotz Gepäck ruhig auf der Straße und ich kann gut Geschwindigkeit aufnehmen. Der irgendwann hinter mir auftauchende schwarze Wagen bleibt auch dort, so dass ich bequem die ganze Fahrspur nutzen kann. Schweizer halt. Andererseits: Ich fahre 57 KmH und habe keine Ahnung, was hier erlaubt ist. Unten folgt ein Kreisverkehr und mit Mühe bekomme ich meine 140Kg abgebremst: In 11 Sekunden von 41 auf 14 runter und ich sause nach links um den Kreisel. Gut, dass hier gerade keiner im Kreisel war: Mein Bremsweg ist etwas länger als gedacht und ich hätte den voll erwischt 😅.
Der Rest der Fahrt ist ziemlich unspektakulär: Versorgung an einem Supermarkt, Schweizer Teens Pannenhilfe leisten und auf einem Schotterweg Richtung Sursee und Luzern fahren.
Nahe bei Luzern schälen sich dann in der Ferne die Bergmassive aus der Landschaft: 😮
In Luzern führt mich der Weg über Fahrradstraßen und Radschnellwege, an Bahnanlagen und Kanälen entlang (in denen geschwommen wird). Schöne Radinfrastruktur gibt es hier!
Statistik: 80 Kilometer, 1019 Höhenmeter.
Den Abend verbringe ich entspannt mit Craft Beer am Wasser und in der Altstadt. Denn ab morgen wird es regnen und zwar so richtig: Tagelanger Dauerregen kommt! Glücklicherweise hat der sich genau die Tage ausgesucht, die ich in Luzern bleiben möchte, sodass meine Reiseplanung davon unbeeindruckt ist.
Die kommenden Tage verbringe ich deshalb mit den üblichen Touristenaktivitäten: Verkehrshaus (quasi ein Technikmuseum mit eingebauten IMAX-Kino, Zugsimulator und einem sehr bizarren Schokoladenmuseum, in welchem man mit kleinen, autonomen Fahrzeugen durch die Gegend gefahren wird), Kino, Essen und die Regenpausen für Streifzüge durch die Stadt nutzen. Ich besichtige auch kurz den Pilatus-Berg, kann dort aber nur Nebel sehen. Zufällig entdecke ich auch noch ein kleines weißes Schloss, von welchem aus man einen fantastischen Ausblick auf Luzern hat. Zumindest, bis der Hagel beginnt. Von meinen eigentlich geplanten Luzern-Aktivitäten bleibt also nicht sehr viel übrig. Dafür entdecke ich immer merkwürdigere Dinge, z.B. ein Gletschermuseum mit eingebautem Spiegellabyrinth: 🤷🏻♀️.
Als sich der Regen auch weiterhin nicht verziehen möchte streiche ich meine Aufenthalte auf Andermatt und bleibe noch einen Tag länger in Luzern. Dann, endlich, hört der Regen auf! Ich werfe einen Blick auf den Oberalppass:
Schnee.
FUCKING SCHNEE!
Komplett eingeschneit.
Ok, jetzt reicht's. Ich kann hier nicht ewig wetterbedingt fest hängen! Dann tauche ich jetzt einfach mit der Bahn unter dem Wetter durch und fahre bis Ilanz und von dort mit dem Rad weiter. Dann gibt es zwar keinen Oberalppass für mich, aber immerhin komme ich weiter! Morgen früh entscheidet also die Webcam, wie ich weiter fahre und der Rest ist abgesehen von der groben Route eh ungeplant.