Die Tour startet mit einer etwa 9 Kilometer langen Umleitung über Bundesstraßen. Alle paar hundert Meter sind entweder Radfahrsymbole auf der Fahrbahn oder an Masten aufgehängt - letztere immer in Verbindung mit einem Tempo 70-Hinweis, der leicht ironisch wirkt. Aber ich bin ja in Tschechien und nicht in Brandenburg, wo einen der typische Sumpfnazi mit 50cm Abstand "überholt" und man noch "Danke" rufen möchte, dass er einen nicht auch noch mit geöffneter Tür vom Rad gestoßen hat. Die Tschechen wechseln mindestens mit 80% ihrer Fahrzeugbreite auf die Gegenspur. Alle. Immer. Das ist wirklich kaum zu glauben (und wäre auch in Deutschland Pflicht!). Kein Drängeln, Schneiden, Hupen oder anderweitiges Nötigen oder Gefährden!
Von der Bundesstraße geht es irgendwann links runter auf eine Kopfsteinpflasterpiste, die an einer Fähre endet. Nach der Bundesstraße könnte es kein brutaleres Ausbremsen als diese Strömungsfähre geben 😂.
Links der Elbe geht es weiter nach Deutschland. Die Grenze bemerke ich nicht einmal (EU:FTW!).
Später wechselt das Material in den von mir gehassten Schotter und in Bad Schandau bin ich wieder vollends im Griff der Überregulierung unseres Verkehrs: Unfassbar viele Schilder, die sich gerne widersprechen und Radfahrer in fiese Fallen führen. Zum Beispiel plötzlich beginnende Pflichtradwege auf der linken Straßenseite, die man mangels abgesenktem Bordstein nicht erreichen kann und bei denen nach 20 Metern ein "Radfahrer absteigen" folgt. Die Radroutenbeschilderung ist komplett katastrophal. Wird die Route auf Bundesstraßen geführt gibt es dort kaum Hinweise auf Radfahrer. Deutschland ist also selbst an Knotenpunkten des Elberadwegs ein Autoland. Zu knapp überholt werde ich natürlich auch. Willkommen in Deutschland! Außerdem sind die Autos in Tschechien leiser (vermutlich eher der dortige Belag).
Die Route zur Bastei und zurück ist sehenswert, aber anstrengend. Es ist die längste Route in diesen Tagen, die Route mit den meisten Höhenmetern und den heftigsten Steigungen. Belohnt werde ich mit einem grandiosen Blick auf die Elbe und einer fantastischen Abfahrt 😎.
Am Ende hocke ich etwas abgekämpft im Wifi-freien Bahnhof von Bad Schandau, trinke irgendeinen Bio-Matcha-Eistee und frage mich, ob wohl irgendjemand in diesem sehr merkwürdigen Bahnhofsladen wirklich Rohkostriegel oder einzelne rohe Eier kauft. Vermutlich, denn es trinkt ja auch jemand den Matcha-Eistee 😉.
Später dann: Berlin!
PS: Es dauert übrigens nur zwei Kilometer in Berlin bis zum ersten Ärger mit einem Autofahrer und ich wünsche mir ernsthaft ein standardmäßiges Verbot privater PKWs in Berlin, Umstellung aller Straßen auf maximal Tempo 30 und aller Nicht-Bundesstraßen in Fahrradstraßen. Aber Bund und Berlin möchten ja lieber die Autooptimierung voran treiben, anstelle die Stadt für Menschen zu optimieren, weshalb sie jetzt den passenden Volksentscheid um die Ohren gehauen bekommen.