Nachdem ich im letzten Jahr festgestellt hatte, dass mir kleinere Radreisen mit Camping gefallen, sollte es 2016 eine zumindest etwas größere (naja) Tour geben, um mich daran zu gewöhnen. Ausgewählt habe ich hierfür den Illerradweg von Oberstdorf nach Ulm (150Km, also eigentlich eine 2-3-Tagestour) mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Immenstadt.
Die Infrastruktur: bettundbike-Hotels in Ulm und Aitrach, sowie ein schöner Campingplatz am Alpsee in Immenstadt, von wo aus weitere Touren möglich sind (es gibt aber auch eine Sommerrodelbahn, man kann schwimmen und segeln…). Vom Ulm nach Oberstdorf fährt die Bahn und von Oberstdorf zurück nach Ulm führt der Illerradweg.
Da mein Fahrrad teilweise draußen stehen wird, wurde meine Hausratversicherung aufgestockt und unterstützt für 20€ mehr im Jahr auch ein irgendwo in Deutschland nachts an die Laterne gebundenes Fahrrad. Dieses bekam ein neues Schloss geschenkt: Das Masterlock Criterion 8239 - ein Monster von einem Kettenschloss. Das einzige VDS-geprüfte Schloss, welches nicht so ein dummes "U" ist, das man nirgendwo in der freien Wildbahn anschließen kann.
Ein Problem stellt der Strom unterwegs dar, da ich mit GPS und iPhone navigiere: Theoretisch kann ich den Strom per Nabendynamo selber erzeugen, aber die Sache mit dem Nabendynamo ist schwierig: Das USB-Werk oder die Luxos U von Busch und Müller scheinen mit iPhones problematisch zu sein. The Plug von Supernova erwähnt explizit (positiv) iPhones, hat aber keinen Pufferakku. Und Zzing scheint ideal zu sein, ist aber wieder irgendein wasseranfälliger Klumpen, der am Fahrrad baumelt und notfalls in einer sündhaft teuren Tasche verstaut werden muss.
Andererseits besitze ich bereits einen Anker-Akku und bin nur wenige Tage (wenn überhaupt) fernab einer Steckdose, sodass ich hier erst einmal nicht übertreiben muss. Es wird demzufolge eine klassische Powerbank, die in Ulm und Aitrach geladen wird und für die sich sicherlich auch am Campingplatz eine Steckdose (oder ein Fleck Sonne für die Panele) finden wird.
Ich versuche, mit möglichst wenig Gepäck unterwegs zu sein, aber mir ist bewusst, dass ich aus dieser ersten Tour mit etlichen Verbesserungsideen kommen werde. Bei meiner letzten "Tour" mit nur einer Übernachtung im letzten Jahr wog ich etwa 111Kg. Jetzt sind es schon einmal 11Kg weniger, die das Rad tragen muss: 100Kg ich, 16,1Kg das Fahrrad, 2-3Kg meine Kleidung. Hinzu kommen:
Basics:
- Schloss
- 2 Taschen
- Trinken
- Zeltboden
- Zelt
- Matte
- Sommerschlafsack
Kochen:
Ich verbringe drei Nächte auf dem Campingplatz, der sich allerdings nicht sonstwo in der Pampa befindet, sondern neben einem Ort, bei dem man Nahrung erwerben kann. Und ich bin in der Woche unterwegs. Ich verzichte deshalb auf große Kochgeräte und begnüge mich mit einem Spork und meinem Taschenmesser.
Kleidung:
T-Shirts, eine kurze Hose, Socken und Unterwäsche müssen reichen, zzgl aufgrund der Temperaturen und des Regens (siehe unten) noch einen Pullover, ein langärmliges Shirt, Schal, Jacke, Regenjacke, Regenhose und Überschuhe. Hier ist noch deutliches Optimierungspotential vorhanden: Meine beiden Ortlieb-Backroller reichen für alles nicht aus und ich muss noch weitere kaufen, um dann mit vier Taschen unterwegs zu sein.
Kosmetik und Medikamente:
- Das übliche Paket aus Waschzeug, Deo, Kontaktlinsenzeug
- Handtuch
- Badelatschen
Fahrradzubehör:
- Multitool
- Ersatzschlauch
- Reparaturset
- Reifenheber
- Luftpumpe
Technikkram:
- Powerbank
- Netzzteil
- Ladekabel
- Kindle
- iPhone
Alles kommt in vier Ortlieb Backroller: Der eine nimmt das Schlafzimmer auf, der zweite die Kleidung und der Kleinkram kommt in die anderen beiden.
Gewicht: Etwa 17 Kg.
Der Unterschied zwischen einem mehrtägigen Aufenthalt in einer anderen Stadt im Hotel, den ich bei gleichem Wetter mit einem sehr kleinen Rucksack bewältige und einer Tour mit sehr unterschiedlichem Wetter und zumindest einem Zeltaufenthalt ist dann doch beträchtlich. Interessant wird deshalb sein, was ich davon nicht benötige.
Wie kommt man nun aber von Berlin nach Oberstdorf bzw. Ulm? Mit der Bahn. Für insgesamt 42,50€ geht es von Berlin über Leipzig - Hof - Nürnberg - Aalen nach Ulm. Teils IC, teils Regionalbahnen, teils mit Reservierungspflicht für Fahrräder. Es wäre einfacher, wenn die Bahn im ICE Fahrräder zulassen würde, denn so dauert das zehn Stunden und die Umsteigezeiten sind teils so knapp bemessen, dass ich das schon ohne Fahrrad nicht so planen würde. In Aalen gönnt mir (und sich) die Deutsche Bahn z.B. nur sechs Minuten Umsteigezeit. Da ist es geradezu höhnisch, dass die Bahn auf der Website vom "rechtzeitigen Start von Zuhause aus" spricht. Dieser letzte Umsteigepunkt ist dank regelmäßig fahrender Regionalbahnen allerdings weniger problematisch als Nürnberg, wo ich einen IC erreichen muss. Ansonsten werde ich gegen 17:30 in Nürnberg gestrandet sein. Aber: Adventure! 🙃
Die Rückfahrt dürfte entspannter werden: Von Ulm nach Berlin geht es in knapp 8h mit nur 1x Umsteigen und dafür stehen 37 Minuten zur Verfügung. Das Ganze kostet 50€ inkl. Fahrradstellplatz, Reservierung und 1. Klasse (wer sagt bei 6€-Aufpreis dazu schon "nein"?).
Auf dem In Flammen-Festival eine Woche vor der Radtour prüfe ich dann den Wetterbericht.
Am Tag der Ankunft in Ulm:
Radeln nach Immenstadt:
Die Nacht Sa auf So in Dietenheim auf dem Campingplatz:
Im Laufe vieler Tage hat sich daran leider nichts geändert. Es wird genau die Tage durchregnen, die ich in der Sonne bratend am See verbringen wollte. Und zwar zwei Tage am Stück mit 25-60 Litern pro Quadratmeter. Am Sonntag storniere ich deshalb die erste Hälfte der Reise, suche mir einen Nachtzug heraus, der mich von Mi auf Do nach Oberstdorf bringt und buche noch ein Hotel in Immenstadt. Der Starkregen soll am Do um 8:00 aufhören. Ich komme um kurz nach 8 an. We will see 😁. Ich bin gespannt, wie die Wege dort nach mehreren Tagen Starkregen sind… 😇 Meine Gepäckmenge steigt dementsprechend an, um gegen Regen und Kälte gewappnet zu sein.
Somit also:
- Mi bis Do Morgen: Anreise per Nachtzug nach Oberstdorf (auch mit realistischeren Umsteigezeiten)
- Do: Kleine Radtour nach Immenstadt zum Hotel
- Fr: Weiter nach Bad Grönenbach zum Hotel
- Sa: Weiter nach Dietenheim zum Campingplatz (der mit den 9 Grad, wofür ich mir noch einen passenderen Schlafsack holen musste)
- So: Kleine Radtour nach Ulm, wo gegen 11:00 der Zug zurück nach Berlin geht.