Markthalle 9. Cheese Berlin. Verkostung von türkischem Käse und Wein. Drei erste Male für mich.
Cheese Berlin ist der jährliche Markt für ausgewählte, handwerklich hergestellte Käse aus vielen Regionen Deutschlands und Europas. Hier treffen sich Käsemacher, Affineure und Fachhändler, die sich mit Herzblut und Erfahrung den Traditionen des Käsehandwerks widmen.
Also ging es heute nachmittag in die Markthalle 9. Die Markthalle 9 leuchtete bislang als Hipster-Streetfood-Location in meiner internen Berlin-Landkarte auf und dementsprechend irritierten mich die Hipster (Bart, Sonnenbrille, Mantel, langer Schal, bunte Jeans, weiße Turnschuhe), die in Grüppchen mit ihrem Weinglase an Autos gegenüber des Eingangs posierten, nicht sehr. Drinnen war es warm, eng, und es roch nach alten Socken. Stände über Stände boten den unterschiedlichsten Käse an. Eine Karte über die Stände gab es leider nicht, sodass die Orientierung schwer viel und letztlich nur von Gang zu Gang geschaut werden konnte. Wer die U2 voll findet: Hier ist es enger. Was wohl die Brandschutzverordnung zu diesen Gängen sagt?
Aber egal. Denn: Käse! An etlichen Ständen gab es Probierteller und schnell war klar, dass ich wieder einmal zu sehr starken Käsen tendiere. Geworden sind es diese:
Auf der rechten Seite ein Ziegenkäse mit Blauschimmel vom Gut Ogrosen und ein Rohmilch-Blauschimmelkäse von De Krudenwei. Letzterer ist bemerkenswert: Ein fingernagelgroßes Stück betäubt zunächst den gesamten Mundraum und explodiert am Ende mit verblüffender Schärfe. Ein Käse, der nach einem kräftigen Gewürzbrot verlangt. Hinten links liegt ein sehr reifer Saint-Nectaire, ein eher süßlicher, nussiger Käse. Vorne links liegt ein italienischer Käse, den ich blind gekauft habe, weil mir die Rinde gefallen hat ☺️.
Anschließend ging es in ein kleines Lokal gegenüber zu türkischem Tulum-Käse und Wein. Vorgestellt wurden traditionelle Käse, vom kräftigen Blauschimmel über mild-cremigen Käse, jeweils garniert mit einem passenden Wein. Beim Käse war weniger der Käse als solches, sondern die Geschichte der Käse und deren Herstellung interessant, aber es gab auch Sonderbares, wie diesen getrocketen Spaghetti-Käse, den man erst in warmem Wasser einweicht:
Wirklich umgehauen hat mich allerdings der Wein! Ich trinke selten Wein und Wein schmeckt für mich meist belanglos oder zu intensiv und störend. Die hier präsentierten fünf Weine haben mich dagegen durch ihre Freundlichkeit, Fruchtigkeit, Intensität und Vielschichtigkeit überrascht. Besonders der dritte Wein, der mit einer sehr scharfen Note endet, harmoniert wunderbar mit kräftigen Käsen. Aber auch der Rosé passt gut zu milden Käsen und hat mich durch seine Erdbeernote begeistert.
Anschließend bin ich noch einmal durch die Stände gelaufen und habe tatsächlich einen Stand mit Tomme Crayeuse gefunden! Den suche ich bereits seit einem halben Jahr und er ist in Berlin quasi nicht zu bekommen. Jetzt habe ich eine Quelle und die tummelt sich auch noch auf Wochenmärkten:
Übrigens: Veranstaltungen wie die Cheese Berlin, bei der ständig mit Kleingeld im krummen Cent-Bereich hantiert wird, sind wieder einmal ein Paradebeispiel für Contactless Payment. Gab's nur nicht. Stattdessen Diskussionen mit italienischen Standbetreibern über Kleingeld.