Mein Tag
Der Samstag war ein grotesker Aufräum- und Einkaufstag:
- Aufstehen und eine Stunde damit vertrödeln, das Piratenbuch zu lesen
- Zum Boxi fahren und dort den bestellten Erdbeer-Minz-Tofu der Tofu-Tussis abholen
- Unterwegs über die vielen singenden Spanier freuen
- Zurück - das hat insgesamt 2,5h gedauert - bei der Karlsbeere Erdbeeren kaufen. Aber: Die hat zu. Was soll denn das?
- Also zum Markt gegenüber, der noch offen hat. Ich kaufe sechs Schälchen Erdbeeren zum "Sonderpreis". Sonderpreis bedeutet: "Ich weiß, dass ich dir Müll verkaufe, deshalb gibt's den wenige Euros günstiger".
- Zuhause schnell die Erdbeeren sortieren. Ein Fünftel kommt direkt in den Müll, der Rest wird halbiert.
- Und was mache ich nun mit 1,5 Kilo Erdbeeren, die sicherlich nicht mehr bis morgen durchhalten? Ich entscheide mich für Smoothies und Erdbeerquark.
- Nächste Einkaufstour: Guinness Draught von Reichelt holen, Gemüse und Quark von Lidl. Anschließend die Erdbeeren pürieren und mit dem Quark vermischen. Passt.
- Anschließend: Aufräumen. Saugen. Wo kommt bloß dieser Staub her?
- Mittlerweile ist es 18:00 und ich bin KO. Die geplante Radtour lasse ich saugen. Stattdessen erst einmal Erdbeerquark, Brot und einen Film anfangen zu schauen.
- Gegen 20:00 entscheide ich mich, schwimmen zu gehen. Dummerweise macht mein Schwimmbad am Wochenende schon um 21:00 zu. Meh. Also kein Sport.
- Stattdessen ab zum Feuerwerk um die Ecke.
- Guinness trinken, gebrannte Kürbiskerne essen und schauen.
Steglitzer Woche
Berlin hat traditionell viele verschiedene Rummel, die über das Jahr verteilt sind: Frühlingsfest, Deutsch-Französisches Volksfest, Deutsch-Amerikanisches-Volksfest, Oktoberfest und der Weihnachtsrummel am der Jannowitzbrücke. Berlin hat allerdings auch das Problem, dass es eigentlich keine Fläche für Rummel mehr gibt. In meiner Kindheit waren die Rummel in der Stadt verstreut: Das Oktoberfest war neben der Deutschlandhalle und AVUS, das Frühlingsfest am Ku'Damm, die beiden Alliierten-Rummel in deren Verwaltungsgebiet und der Jannowitzrummel erstreckte sich vom Alex bis zur Jannowitzbrücke.
In den Jahren nach der Wende veränderte sich das:
- Die Gelände von allen Rummeln existieren nicht mehr (Messegelände und CDU-Parteizentrale) bzw. wurden verkleinert (am Alex ist jetzt ein Einkaufszentrum und der Weihnachtsrummel in seiner Größe halbiert).
- Das Deutsch-Amerikanische-Volksfest nomadiert durch Berlin und muss sich alle paar Jahre einen neuen Standort suchen, da sich der Senat weigert, den Rummel auf dem ehemals von Amerikanern betriebenen Flughafen Tempelhof stattfinden zu lassen.
- Die anderen drei Rummel findet auf dem sogenannten "Zentralen Festplatz" statt, der sich wenig zentral irgendwo oben links in Berlin befindet.
Der Zentrale Festplatz sorgt aufgrund seiner Lage für wenige Besucher und eine hohe Affenquote. Als Folge ist die Stimmung dort gedrückt-aggressiv und neue Fahrgeschäfte finden sich kaum. Mit Abzug der Alliierten haben sich zudem die Besonderheiten minimiert. Das Deutsch-Amerikanische Volksfest diente z.B. dazu, dort bei US-Soldaten US-Produkte (Eis, Hamburger, Snacks und Süßigkeiten) zu kaufen. Es hieß nicht umsonst früher "Freundschaftsfest". Davon ist kaum noch etwas übrig geblieben und die Kindheitserinnerungen, die ich mit Rummeln verbinde, sind nur noch Erinnerungen, denn die heutigen Berliner Rummel sind nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Die Steglitzer Woche beobachte ich seit mehreren Jahren aus der Ferne: Nämlich auf der Homepage vom Schaustellerverband Berlins. Ich ging bislang davon aus, dass es sich hierbei um ein kleines Straßenfest handeln würde. Quasi ein Parkplatz mit Kettenkarussell, Bühne und Saufgelegenheit. Man kennt das ja (und meidet es und hofft, als älterer Mensch nie dort zu landen). Da am Samstag ein Feuerwerk statt fand ging ich folglich um die Ecke und konnte meinen Augen kaum glauben: Ein großes, hübsches Gelände in einem Park, freundliches Personal, keine Affen, sondern viele Familien, Kinder und Jugendliche, viele klassische Stände und einige wenige Fahrgeschäfte. Das kam so sehr an meine Kindheitserinnerungen heran wie seit Jahren kein Rummel in Berlin. Es fehlte nur noch eine "richtige" Achterbahn (also keine Wilde Maus), zur Perfektion. Es hätte mich auch nicht gewundert, dort neben dem kleinen, mobilen Guinness-Pub noch einen Würfelstand zu entdecken, bei dem man Räucheraal gewinnen konnte (ja, sowas gab's früher auf Rummeln).