Nachdem der Fire TV-Stick so eine runde Sache ist stellt sich die Frage, wie man eigenen Content in die wolkige Welt von Amazon integrieren kann.
Cloud Drive
Erster Anlaufpunkt ist das Cloud Drive, bei dem Prime-Mitglieder 5GB kostenlos erhalten, sowie beliebig vielen Speicherplatz für Fotos. Das Cloud Drive ist sortiert in "All Files" und "Photos & Videos". Wer ein eigenes Video hochgeladen hat wird feststellen, dass z.B. eine .mp4-Datei auf der Website nicht unter "Photos & Videos" erscheint. Er wird dann auch feststellen, dass über die Web-Oberfläche keine Videos länger als 20 Minuten abgespielt werden können. Amazon möchte kein Streaming-Dienst für Nutzervideos sein.
Wie kommen nun aber Dateien in das Cloud Drive? Amazon bietet hierfür eine Webseite an, in die man Dateien ziehen kann. Das klingt arg umständlich, aber glücklicherweise lässt sich ebenfalls eine Mac-Applikation laden. Diese Mac-App öffnet ein großes Drag-and-Drop-Feld. Ich fühle mich verarscht:
Wer ein eigenes Foto hochgeladen hat wird feststellen, dass z.B. eine .jpg-Datei auf der Website nicht unter "Photos & Videos" erscheint. Der Fire TV-Stick sieht das Bild dagegen sofort und kann es bildschirmfüllend darstellen.
Music
Zweiter Anlaufpunkt ist Musik. Der Fire TV stellt automatisch alle bei Amazon gekaufte und dort digital verfügbare Musik für das Streaming zur Verfügung. Eine im Cloud Drive abgelegte MP3-Datei wird leider vom Fire TV nicht erkannt, denn Musik und Cloud Drive sind in Amazons Welt komplett unterschiedliche Dinge. Immerhin 250 Songs lassen sich kostenlos bei Amazon im Musikbereich ablegen. Wer mehr möchte, der muss 25 Euro pro Jahr bezahlen.
Der Upload-Prozess erfolgt eher kryptisch: Die Website verlangt Flash. Klicke ich nun auf den Button, so erscheint der Hinweis, ich solle mir den Amazon Music Importer installieren, mit einem Installer, der sehr unschön "InstallAmazonMusicImporter" benannt ist. Im Applikations- und Hilfemenü wird das Programm dagegen als "NewApplication" bezeichnet - hier durfte also mal der Praktikant ran und eine Qualitätssicherung gibt es bei Amazon offensichtlich auch nicht. Ich habe keine Ahnung, was dieser Installer veranstaltet, aber nach 15 Minuten hätte er gerne ein installiertes Adobe Air. Nein Danke.
Fazit
Das Fazit ist desaströs, aber nicht überraschend. Wer Besitzer eines Kindles ist weiß um die Tücken von Amazons Verwaltungs-Oberflächen z.B. für Sammlungen, eigene Inhalte, ausgeliehene Unlimited-Bücher, das Finden ausleihbarer Bücher oder die (fehlende) Suche in Wunschlisten. Auch Prime-Video-Kunden genießen Amazons Liebe zum Detail, wenn sie in der Watchlist zwar zwischen Serien und Filmen umschalten können, aber nicht zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Angeboten. Die User Experience vom Cloud Drive und vor allem des Musikbereichs befindet sich also in illustrer Gesellschaft und es macht nicht den Anschein, dass Amazon hier etwas Liebe zum Detail investieren möchte, um wenigstens bei einem "Good Enough" anzukommen.