Der 11. September ist das Datum, an dem ich immer noch zusammen zucke. Es hat sich eingebrannt. Ich sehe die Zahlen im Kalender auftauchen und habe Bilder vor Augen von Flugzeugen und Türmen, von großen Staubwolken, Kriegen, die uns bis heute verfolgen und gesellschaftliche und politischen Änderungen, die wir nicht mehr rückgängig machen können.
Der Terror kam in unser Leben zurück. Der Krieg. Die Angst. Die Überwachung. Der Vertrauensverlust. Das Alternativlose. Die Lügen. Snowden. ISIS.
Gegen den zweiten Golfkrieg Anfang der 90er hatte ich als Schüler demonstriert und sah Abend für Abend die Tagesschau zusammen mit meinen Eltern und hatte eine kindliche Angst, da ich die Zusammenhänge nicht komplett verstand, mir aber ständig ausrechnete, wie nah irakische Raketen an Deutschland heran kommen könnten. Den kalten Krieg hatte ich nur entfernt mitbekommen, diese Krise war real und erzeugte Angst.
Der 11. September 2001 begann als normaler Arbeitstag. Der Tag wurde weniger normal, als einer unserer Chefs, der gerade eine Hochseesegeltour machte, anrief und fragte, was denn da los sei. Er hatte eine merkwürdige SMS von Bekannten erhalten. Der Tag fühlte sich mulmiger an, als sämtliche Nachrichtenseiten nicht erreichbar waren. Der Tag kippte, als die Nachrichtenseiten langsam wieder erreichbar wurden - in Form einer Art Notfallseite nur mit Informationen über dieses eine Ereignis. Das Internet war gleichgeschaltet. Es gab keine anderen Informationen mehr. Nirgendwo. Ich starrte gebannt auf jede Aktualisierung und in meinem Kopf vermischte sich eine Kombination aus Tom Clancy-Büchern, einstürzender Häuser und der diffusen Kriegsangst, die ich 11 Jahre zuvor empfand. Bewegte Bilder des Ereignisses habe ich erst Abends gesehen und wie viele hatte ich Schwierigkeiten, diese Bilder mit realen Ereignissen in Verbindung zu bringen. Es sah zu sehr nach jedem Actionfilm aus, den ich je gesehen hatte.
Das Gefühl der Panik und Beklemmung, das ich damals hatte, kann ich jederzeit wieder erzeugen, indem ich mir die französische Dokumentation anschaue, in der ein Feuerwehrteam begleitet wird, welches im World Trade Center agiert. Falls ihr diese Dokumentation noch nicht gesehen habt: Schaut sie euch an, denn dieser Tag beeinflusst in seinen politischen und gesellschaftlichen Folgen unser aller Leben. Ihr solltet ihn fühlen können.
Am 11. September starben knapp 6.000 Menschen als direkte Folge der Anschläge.
Im folgenden Afghanistan-Krieg starben 3.400 Soldaten der USA und Verbündeter. Die Gesamtanzahl der Toten liegt bei über 30.000.
Im folgenden Irak-Krieg und der anschließenden jahrelangen Besetzung starben 4.800 Soldaten der USA und Verbündeter. Die Gesamtanzahl der Toten liegt bei mindestens 100.000. Schätzungen gehen von über 600.000 Toten aus.
Mit dem Islamischen Staat formierte sich als Reaktion auf den Irak-Krieg eine neue Terrororganisation. Diese möchte ein islamisches Kalifat errichten, welches sich von den nördlichen Ländern Afrikas über Israel, die Türkei und Krim bis nach Österreich und Spanien erstrecken soll. Durch Anschläge des IS starben bislang 6.000 Menschen alleine im Irak. 2014 führen die USA Luftschläge gegen Stellungen des IS im Irak durch.
(Zahlen aus der Wikipedia)