TL;DR: Snowden hat die Wahrnehmung verändert und ich mein Verhalten: Möglichst keine US-Dienste mehr und möglichst alles Zuhause lagern
Die Welt nach Post-Snowden ist keine andere Welt als zuvor, denn alles, was er erzählt hat, ist bereits seit Jahren in Betrieb. Wir leben seit Jahren in "seiner" Welt. Und wenn wir ehrlich sind ist uns schon immer klar gewesen, dass Dinge wie Dropbox, Evernote und unverschlüsselte Mails keine gute, sondern eine bequeme Idee sind. Seine Erzählungen haben das nur noch einmal ins Gedächtnis gerufen.
Seitdem hat sich in meiner Infrastruktur einiges geändert, womit ich mich besser fühle. Ob es tatsächlich etwas bringt kann ich nicht beurteilen.
- Mails, Kontakte, Kalender, Aufgaben und Notizen sind von Apple zu Posteo verlagert worden. Damit erfolgt der Zugriff zwar noch immer über das Internet, aber nicht mehr zwangsläufig über britische und amerikanische Infrastruktur. Ein Funktionsunterschied ist nahezu nicht vorhanden und betreffen das Teilen von Kalendern.
- Dropbox beherbergt nur noch an sich öffentliche Daten wie Bilder dieses Blogs. Alles andere wurde auf eine kleine NAS verlagert. Der Zugriff von überall aus findet per VPN statt, was die Fritz!Box von Haus aus beherrscht. Ein Funktionsnachteil ist das für mich nicht. Unterwegs brauche ich die Daten meist nicht und Zuhause ist das NAS immer im Finder eingebunden.
- Evernote wurde durch DEVONthink ersetzt. Der Sync zwischen den verschiedenen Rechnern funktioniert problemlos über die auf der NAS gespeicherten Daten, von außen per VPN. Hier habe ich im Vergleich zu Evernote eher einen Funktionsgewinn.
- Mails mit wichtigen persönlichen Kontakten werden verschlüsselt (S/MIME). Die restliche Mail-Kommunikation ist ausgedünnt worden, Newsletter und ähnliches in der Regel abbestellt. Im Betrieb macht sich S/Mime nicht bemerkbar und funktioniert einfach, auch am iPhone.
- Instant Messaging wurde von App.net, iMessage und SMS auf Threema umgestellt. Dank Gruppenchatfunktion fehlen mir dort keine Funktionen mehr.
- Als Kartendienst verwende ich OpenStreeMap. Unterwegs in PocketEarth, somit komplett offline. Marker setze ich ebenfalls in PocketEarth und exportiere sie unregelmäßig. Der Export landet wiederum in DEVONthink.
- Als Suche dient manchmal DuckDuckGo. Die mangelnde Integration in Safari am Mac und iPhone ist mir hier leider im Weg.
Verschiedene andere Dienste verwende ich bewusst weiter: App.net, Twitter, Google-Suche, YouTube (also auch Google), Maps (ebenfalls Google), Safari-Bookmark-Sync. Hier kenne ich keine Alternativen.
Unabhängig vom Umfang der Snowden-Informationen habe ich mein Online-Leben also deutlich zurück gefahren, ohne Funktionseinbußen auf mich nehmen zu müssen.
Und bereits vor Snowden war die Reaktion meines besten Kumpels auf meinen Versuch, alles von mir in Evernote zu speichern, vollkommen korrekt.
Er hielt mich für bescheuert.