Als Jugendlicher lief ich mit Bolt Thrower im Ohr durch Berlin und fühlte mich wie ein kleiner Panzer, der über Hügel rollte. Ich feierte zu Wayne's World und Bill & Ted. Ich liebte Rock Star und natürlich die Blues Brothers. Filme, die die Kraft und Lebensfreude von Musik transportieren sind grandios. Jetzt sind Metallica dran.
"Through the Never" ist ein Konzertfilm, der stellenweise durch eine Rahmenhandlung unterbrochen wird: Während eines Konzerts muss ein Roadie einem liegen gebliebenen Tourlaster helfen und quer durch die Stadt fahren. Dummerweise geht es der Stadt gerade nicht so gut: Aufstände und Straßenschlachten sind noch das Freundlichste, was ihm begegnet. Stets untermalt vom Live-Set wird die episodenhafte Geschichte in brutalen und surrealen Bildern erzählt - "One" unterlegt Straßenschlachten, "Fuel" rasante Autofahrten. Das passt perfekt zusammen, auch wenn es natürlich kaum mehr als ein Musikvideo ist.
Der Roadie wird von Dane DeHaan gespielt, der hier eine textlose Rolle hat. Jegliche Emotionen müssen folglich durch Körpersprache und Mimik rübergebracht werden, was ihm meisterhaft gelingt: Schock, Angst, Wut und Verzweiflung stehen ihm in jeder Szene ins Gesicht geschrieben.
Hauptbestandteil des Films ist das Konzert. Metallica hat sich in aufwändiger Arbeit eine spezielle Bühne zusammengestellt, die massive Pyrotechnik, LED-Böden, Laser und einstürzende Deckenkonstruktionen enthält. Alles, was im Film zu sehen ist, ist tatsächlich Bestandteil der Bühne und nicht nachträglich durch Tricktechnik hinzugefügt (die Making Ofs sind auf YouTube). Der Auftritt ist gewohnt solide, feurig und von Hetfields Gesangskünsten auf sehr hohem Niveau, sodass hier nicht nur irgendein Konzertmitschnitt gezeigt wird, sondern eines ihrer besten Konzerte der letzten Jahre!
Gefilmt wurde in 3D. 3D-Filme meide ich normalerweise, da die wenigsten Filme den Effekt zu nutzen wissen. Nach Avatar kam da kaum etwas gutes hinterher. "Through the Never" hat den gleichen Effekt, den Avatar auf mich hatte: 3D ist essentieller Bestandteil des Films und wirkt niemals aufgesetzt, künstlich oder störend. Es fühlt sich echt an. Das Konzertgefühl wird perfekt transportiert, unter anderem auch durch Kameras, die manchmal hinter dem Publikum positioniert sind und somit am unteren Bildrand lauter Arme zeigen, so wie man es selber auf dem Konzert erleben würde. Spätestens beim grandiosen "Master of Puppets" möchte man aufstehen, mitsingen, jubeln und die Haare schütteln.
Dummerweise sitzt man im Kino. Im iMax übrigens, was schon durch die Sitzanordnung Amphitheater-Stimmung vermittelt und durch die Lautstärke und den Rundum-Sound für ein nahezu echtes Konzerterlebnis sorgt.
Mit "Through the Never" haben sich Metallica ein Denkmal gesetzt. Der Film destilliert nicht nur, was diese Band und die Konzerte ausmacht, wie glaubwürdig sie immer noch auftreten und wie kraftvoll ihre Musik ist, sondern sie heben auch Konzertfilme auf ein neues Niveau. Jeder, der Interesse an Musik hat, sollte sich alleine deshalb diesen Film anschauen!